Pferde haben nicht nur unterschiedlich gewinkelte Schultern, sondern sind auch wie wir Menschen unterschiedlich kräftig gebaut. Es gibt stämmige Schultern, den ‚Schmalhans‘ und ganz viel dazwischen. Pferde mit einem breiten Widerrist und/oder Schultermuskel haben jedoch nicht zwangsmäßg auch flache Schultern. Es gibt breite Pferde mit steilen Schultern und anders herum. Inklusive Abstufungen. Da muss ein Kopfeisen ausreichend Platz lassen. Heißt: Ein Kopfeisen muss nicht nur im Winkel veränderbar sein, sondern auch in der Weite.

kopfeisen2

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Auf dem folgenden Bild ist das Kopfeisen in pink nachgezeichnet. Der Winkel verläuft parallel zur Pferdeschulter – grün gestrichelt. Viele Sattler würden den Sattel so schon als passend bezeichnen!

Dennoch klemmt das vertikal verlaufende Polster hinter der Schulter. Will man das Kopfeisen weiter stellen – siehe weiße Striche – kommt der Sattel vorne zwar tiefer (hier im Beispiel ist mehr als eine Handbreit Widerristfreiheit nach oben), doch der Winkel passt nicht mehr zu der Schulter – rote Striche. Der Sattel stützt sich dann auf die Enden des orangefarbenen Steifens; den seitlichen Widerrist – weißer Pfeil. So oder so ist ein unpassender Sattel unangenehm bis schmerzhaft für das Pferd.

Kopfeisen_Winkel-Weite_Ani

Unten liegen zwei Sättel auf dem selben Pferd; links Schulter- und KE-Winkel sind parallel, dennoch bohren sich die Kissen hinter die Schulter -> KE zu schmal.

Der rechte Sattel hat einen weiteren oberen Bogen und lässt dem Polster mehr Raum. Das Schulterblatt kann sich frei darunter bewegen.

Kopfeisen_ Weite_Vergleich

Da der Sattelbaum nicht breiter als das KE sein kann, besteht das Problem also im gesamten Sattel(baum). Die Sturzfeder beispielsweise drückt durch das Polster und die Kissen (von hinten gesehen) liegen zu steil. Solche Sättel stehen seitlich gesehen vorne hoch, sodass der Schwerpunkt nach hinten abfällt. Eine gute Anpassung ist wichtig, damit die Sattelkissen insgesamt flächig auf dem Rücken aufliegen und die Schulterblätter sich frei darunter bewegen können.

Sättel, die einen zu schmalen Baum haben, rutschen fast immer nach vorne oder klemmen sich hinter den Schulterblättern fest. Da der Schulterblattknorpel weich ist und somit nachgiebiger als ein Sattel, bildet sich zunächst die Muskulatur zurück (Atrophie) und dann leidet die Schulter. Folgeerscheinungen sind u.a. Lahmen, Stolpern, unterschiedlich abgenutzte Hufe, Gelenkprobleme und Schiefe.

Schulter_Kopfeisen_Ani

Ein Kopfeisen ähnlich geformt wie der rote Bogen lag jahrelang auf dem Pferderücken und hinterließ Muskelatrophien. Grün – so sollte es sein.

Bei einem bekannten Hersteller gibt es dafür das WKE (weite Kopfeisen) – der obere Bogen ist breiter. Dies kann in neueren Sattelmodellen nachgerüstet oder bei Neusätteln auch gleich mit verbaut werden. Auch andere Sattelhersteller lösen dieses Problem auf ähnliche Weise. Mittlerweise können manche Kopfeisen bereits ausgebaut, mehrfach kalt vor Ort – in Winkel UND Weite – verstellt und auf das Pferd angepasst werden.

Viele Sattler, Händler und Fachleute kennen diese Unterschiede nicht oder wissen sie nicht zu benennen. Wie immer ist der Pferdebesitzer gefragt. Er selbst muss sich zumindest so viel Wissen aneignen, dass er einen guten Berater finden und diesem sein Pferd zu recht anvertrauen kann.

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