Dieser Text und dieses Thema passt bisher so gar nicht in meinen Blog. Aber es geht jeden von uns etwas an, somit auch mich und meine Familie, mein Umfeld, meine Tiere. Seit dem plötzlichen Ableben meines Herzenspferdes ist der Tod mein präsenter Begleiter. Und er ist mein Freund. Daher will ich diesen Text schreiben, der dich sensibilisieren soll und konfrontieren, mit einem Thema das sonst gerne mal totgeschwiegen wird.

„Niemand kennt den Tod, es weiß auch keiner, ob er nicht das größte Geschenk für den Menschen ist. Dennoch wird er gefürchtet, als wäre es gewiß, daß er das schlimmste aller Übel sei.“ – Sokrates

Für mich gehört das Thema Trauer und Verlust, aber auch das Weitermachen, Lebensmut und neue Freude empfinden einfach zum Leben dazu. Der Tod ist ein Teil von uns. Wie ein Freund. Und wie Freunde nunmal sind, kommen sie auch mal unangekündigt vorbei, setzen sich auf dein Sofa, holen ein frisches Bier aus dem Kühlschrank und machen es sich bequem. Nur im Gegensatz zu unseren Freunden wollen wir alle am liebsten nichts im ihm zu tun haben. Wir versuchen, ihn zu verdrängen, zu ignorieren, aber das stört ihn nicht. Er bleibt da sitzen und wartet. Die Zeit ist auf seiner Seite und er hat die Uhr fest im Blick. Er weiß: Irgendwann reichen wir ihm alle mal die Hand, setzten uns neben ihn, fragen, ob er noch etwas trinken möchte. Und dann freuen wir uns, dass es ihn gibt.

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Der Sensenmann, dein Freund

Denn so schlecht ist der Tod nicht. Er erlöst uns bei Schmerz und befreit uns von Leid. Körperlich wie geistig. Wenn du tot bist, ist es egal, ob du Reichtum besessen hast oder nicht. Ob du schön warst oder eher nicht. Ob du ein guter oder schlechter Mensch warst. Ob du verachtet wurdest und gehasst. Oder ob dich jemand liebte. Alles unwichtig. Dem Tod ist das sowas von schnurzpiepegal.

„Der Tod bedeutet die Tilgung jeglichen Schmerzes, und er ist die Grenze, über die unsere Leiden nicht hinaus gelangen; er gibt uns wieder jenen Zustand der Ruhe zurück, dem wir vor unserer Geburt angehörten.“ – Seneca

Der Tod ist ist eine ganz natürliche Sache. Man kann ihn quasi mit den vier Jahreszeiten vergleichen. Es gibt den Frühling, wo alles geboren wird und aufersteht und neu wird. Den Sommer als wunderbar warme Lebensmitte. Den Herbst, der wie ein alter Mann ist. Weise, vergänglich und mit einem letzten bisschen Wärme. Und dann kommt der Winter. Kühl und mit grauen Schleiern. Der Tod ist kein Gegenspieler des Lebens, er ist ein Teil von ihm. Wir brauchen ihn sogar, denn ohne Tod kein neues Leben. Die Erde wäre überfüllt mit Pflanzen, Tieren, Menschen und ihrem ganzen Krempel. Der Tod schafft Platz. Wie viel Zeug hätte sich zwischenzeitlich angehäuft, würden Adam und Eva jetzt noch leben?

Der Tod ist eine Chance für dich und für andere. Er ist eine Gelegenheit auf einen Neuanfang, ein neues Leben. Durch den Tod eines nahestehenden Menschen verändert sich das ganze Dasein seiner Familie gravierend und oft auch das seiner Freunde. Plötzlich wirkt das Leben nur allzu vergänglich und unfassbar wertvoll. Dieses Gefühl kann mitunter weitreichende Folgen haben, die das Leben verändern. Hinterbliebene oder dem Tod nochmal von der Schippe gesprungene Menschen stellen ihr komplettes Leben auf den Kopf, fangen nocheinmal ganz neu an, weil sie erkennen, dass sie ihr eigenes Leben bisher noch gar nicht gelebt haben. Persönliche Entwicklung und Selbstverwirklichung werden tatkräftig angepackt.

„So ist z.B. der Tod nichts Schreckliches, […] sondern die Meinung von dem Tod, dass er etwas Schreckliches sei, das ist das Schreckliche.“ – Epiktet

Auch gut: Man muss das Sterben nicht lernen. Man muss sich nicht dafür bewerben mit einer schicken Mappe oder studieren und eine Prüfung ablegen, ob man dafür taugt. Sterben kann jeder. Und nichtzuletzt tut sterben nicht weh. Das Sterben selbst ist nur ein Übergang. Als würde man von einem Zimmer in das nächste gehen und die Tür schließen. Und einfach nicht mehr sein. Nach dem Tod ist man nicht mehr. Man lebt nicht. Nicht leben ist nicht schlimm. Wir haben ja auch vor unserer Zeugung nicht gelebt. Das war auch nicht schlimm. Warum sollte es also ein Unterschied machen, ob du nicht (mehr) lebst, weil du gestorben bist oder, ob du (noch) nicht lebst weil du noch nicht geboren bist?

Die Natur hat es gut mir dir gemeint, weil du geboren wurdest. Warum sollte sie es nun schlecht mit dir meinen, wenn sie dich sterben lässt?

Der Tod und ich

Der Tod und ich – Wir sind Freunde. Aber der Weg dorthin war steinig. Er hat mir vieles genommen, das mir etwas bedeutet hat. Was ein Teil von mir war.

Ich habe mich nie näher mit dem Tod beschäftigt. Nicht, weil ich niemandem zum Reden gehabt hätte oder Angst davor. Nein, Angst habe ich überhaupt keine. Nachdem mein Großonkel vor wenigen Jahren nach langer Krankheit gestorben war, sowieso nicht mehr. Er lag ganz friedlich da. Ich konnte mich auf diesen Tag vorbereiten. Das machte es nicht einfacher und ich habe natürlich trotzdem geweint, aber der große Schock war nicht da. Weil sein Ende nicht plötzlich kam.

Der Tod von meinem Pferd, ja, der war hart. Denn der kam plötzlich und wog schwer. Gar nicht wie der Winter, auf den man sich im Herbst einstellen kann. Sondern mitten im Sommer. Als hätte es im sonnendurchstrahlten Himmel plötzlich geschneit und die Welt wäre erstarrt, schockgefroren.

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Ich habe tagelang nichts gegessen. Und geheult. (Und irgendwann bin ich zu meinem anderen Pony Sky gefahren, die ich in ihrer Trauer natürlich nicht alleine lassen wollte und konnte.) Um ehrlich zu sein, vielmehr davon weiß ich auch nicht mehr. Ist abgesickert in mein Unterbewusstsein. Irgendwo gespeichert. Aber ist auch ganz okay so. Ich habe Frieden geschlossen. Habe dafür allerdings auch ein, fast zwei Jahre gebraucht. Und manchmal denke ich doch noch wieder über alles nach. Es kommt dann wie Flashbacks. In so einem Moment fühle ich epischen Herzschmerz und Freude. Trauer. Und Dankbarkeit. Mal abwechselnd, mal alles zugleich. Das lasse ich auch zu, sonst komme ich nie davon los.

Aber das Leben geht ja auch weiter. Es schubst dich voran. Es drückt dir solange die Hände in den Rücken, bis du instinktiv einen Ausfallschritt machst, um nicht hinzufallen (denn hinfallen wäre der Tod). Hinfallen wollen wir nicht. Manchmal reißt es uns auf die Knie, weil dieser plötzliche, ungewollte Lebenswandel so viel Schwung hat. Da reicht kein Ausfallschritt. Aber dann steht dir wieder das Leben im Nacken und schubst dich erneut. Es schubst dich unbeirrt immer weiter. Jeder Schubser ist ein Tag. Oder eine Minute. Oder auch nur eine Sekunde. Du kannst dich vergraben, aber irgendwann wird es Nacht und dann wieder morgen. Und schon hast du den Tag danach. Und der geht auch vorbei. Dann sind es schon zwei Tage, nachdem dein geliebtes Tier gestorben ist. Drei. Vier. Eine Woche. Ein Monat, ein Jahr. Die Zeit rennt schneller seitdem, scheint mir. Und die Traurigkeit verändert sich, wird weniger, anders. Erträglicher. Der akute Schmerz lässt nach.

„Die Realität ist, dass du für immer trauern wirst. Du wirst den Verlust eines geliebten Menschen nicht überwinden; du wirst lernen, damit zu leben. Du wirst heilen und du wirst dich um den Verlust, den du erlitten hast, herum neu aufbauen. Du wirst wieder ganz sein, aber du wirst nie wieder derselbe sein. Weder solltest du der Gleiche sein, noch würdest du es wollen.„- Elisabeth Kübler-Ross

F*CK U, DEATH!

Vermutlich spricht man nicht über den Sensenmann, weil man nichts mit ihm zu tun haben will. Er lauert an jeder Ecke wie ein dunkler Schatten. (Manchmal sieht man ihn wohl, wenn er einen fast erwischt. Ein Nahtoderlebnis. Hatte ich noch nie, will ich auch nicht.) So als ob man ihn alleinig durch seine Nennung real werden lässt. Alle wissen, dass er eines Tages kommt – niemand spricht es an oder aus. Der, dessen Name nicht genannt werden darf. Und ja, er ist ein Idiot. Ein Ungeheuer. Er reißt Familien auseinander, Freunde, Partner. Mensch und Tier. Zerstört dabei oft gleich noch Haus und Hof (Stichwort Erbe). Er tut weh und fügt Wunden zu, die man mit keiner Salbe, keinem Wort und keiner Zeit der Welt heilen kann.

Für denjenigen, der tot ist, macht das Ganze keinen Unterschied (mehr). Aber den Lebenden ist gewiss: Man wird sich auf dieser Welt nicht wiedersehen. Der Tod zwingt dich, deine Freunde, Bekannte und deine Angehörigen zu verlassen und alles was du hinterlässt ist ein Loch, ein tiefer Schmerz im Herzen deiner Lieblingsmenschen.

Jeder Mensch möchte leben. Niemand, der in irgendeiner Art und Weise glücklich ist, möchte sterben. Das Leben ist das Kostbarste, was wir haben. Denn es gibt nur dieses Eine; jetzt und hier. Als ob man den Schrecken abschwächen könnte, wünschen sich die meisten Menschen einen plötzlichen Tod ohne Schmerz und Leid. So ein plötzliches Dahinscheiden nimmt jedoch die Möglichkeit, sich Lebewohl zu sagen und Dinge (gerade noch rechtzeitig) ins Reine zu bringen. Ein Testament zu machen. Wenn man doch Zeit gehabt hätte, sich zu verabschieden, ohne diese Gelegenheit genutzt zu haben, bereut man es. Denk daran: Jeder Tag könnte der letzte sein.

Goodbyes hurt the most, when the story was not finished.

Ich hatte nicht damit gerechnet, das mein Pony so plötzlich sterben würde. Ich wusste, der Tag kommt. Irgendwann einmal. Möglichst spät. Funi sollte doch älter als 22 Jahre werden. Ich genoss jeden Tag, den ich bei ihm sein konnte. Ich wusste zu schätzen, was ich hatte. Er war sehr wertvoll. Es traf mich wie ein Schlag, hat eine tiefe Kerbe in mein Herz gehauen, wie der Verlust der Zukunft die ich mir für mein Pony und mich vorgestellt hatte. Und dann kam das Leben, das mich einfach weiterschubste. Genau so erbarmungslos wie der Tod. Bald war ein Tag vergangen. Und ein Monat. Und ein Jahr. Und immer weiter. Das Leben geht immer weiter!

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Der Tod und du

Ich gehe nicht davon aus, dass du mit dem Sensenmann befreundet bist. Wenn doch, prima! Dann hast du es leichter im Leben. (Richte ihm einen Gruß von mir aus. Er braucht so bald nicht wiederkommen. Ich hab auch kein Bier mehr, nur faden Tee.)

Wie dem auch sei, es ist erstaunlich, wie viele Antworten du bei deinem Facebook-Beitrag bekommst, wenn du einen Post über dein gerade verstorbenes Haustier online stellst. Da bekommst du unerwartet Nachrichten von Leuten, von denen du gar nicht mehr wusstest, dass sie auf deiner Freundesliste stehen. Und jede Nachricht macht dich noch trauriger. Jede erfüllt dich. Und wenn du es später mal liest, so nach einem Jahr oder zwei, freust du dich noch immer darüber. Dass es Menschen gab, die für einen Moment an dich gedacht haben. Vielleicht sogar ein klein wenig mit dir gefühlt. Auch wenn es ihnen nicht vollkommen möglich ist, denn der Tod eines Angehörigen oder eines geliebten Haustieres empfindet jeder Mensch anders. (Ich habe dazu sogar ein Buchprojekt geplant. Ein Buch, das Geschichten von Menschen und ihren Herzenspferden beinhaltet. Und dem Verlust dieser Tiere. Und wie es sich eben für jeden einzelnen anfühlt. Dazu später mehr.) Es tut dennoch gut, wenn sich die Welt für eine Weile um dich dreht, bevor dich das Leben wieder vorwärts schubst.

Jeder weiß, was geschieht, wenn der Todbringer drei Mal klingelt. Wenn jemand in den ewigen Schlaf fällt, sind alle traurig. Das erfährt man schon als Kind. Oh, das Monster unterm Bett – es kommt dich holen!! Es ist eng verwandt mit dem Tod und steht ihm offenbar in nichts nach. Gut, man mag es albern nennen. Es gibt kein Monster, das nachts unter dem Bett auf Kinder lauert. Und wenn wir das einmal herausgefunden haben, haben wir auch keine Furcht mehr. Stattdessen finden wir ein neues Ungeheuer: Der Sensenmann. Er kommt dich holen! Die Erwachsenenversion des Bettmonsters quasi. Nur der Tod ist real.

Nichtsdestoweniger, die Angst vor dem Sterben lässt sich verringern, wenn du dich rechtzeitig mit dem Thema beschäftigst. Bevor du alt bist und gebrechlich. Du kannst ihm ohnehin nicht ausweichen, also warum nicht in deine Ansicht von Leben und Sein integrieren? Wenigstens für eine Weile, bis du Frieden finden und ruhigen Gewissens damit abschließen kannst. Er muss ja nicht dein Freund werden, aber mal einen Abend einen zusammen trinken gehen, um sich näher kennenzulernen – Was spricht dagegen? Ihr müsst ja nicht gleich eure Telefonnummern austauschen.

Übrigens hilft uns auch das Älterwerden selbst dabei, Dass der Tod seinen Schrecken verliert. Daher sollten wir nicht davon ausgehen, dass unsere jetzige Einstellung zum Tod auch die sein wird, mit der wir ihm letzten Endes auch entgegen treten werden. Wir lernen dazu. Immer. Und wenn wir endlich Weise genug sind, ist er da.

Du und der Tod und ich

Ich möchte das Thema Tod und Trauer offen ansprechen. Mit jedem darüber reden, der Interesse hat. Meinungen hören, diskutieren und teilen. Ich möchte den Tod als natürlichen Teil des Lebens betrachten. Ich möchte ihn annehmen, als das was er ist – unvermeidlich. Die Trauer tötet mich nicht. Sie muss nicht auch das Ende von mir bedeuten. Und nicht das Ende von dir. Wir leben weiter und überleben nicht ohne Grund. Ich möchte die Trauer nicht als unser aller Schwäche ansehen, sondern offen damit umgehen und Stärke zeigen. Ich möchte den Tod zum Freund haben, damit er nicht mein Feind sein kann und ich ihn fürchten muss.

Und ich möchte mit dir darüber reden. Wie stehst du zum Thema? Schreibe mir eine Email. Ich freue auch mich sehr über einen Kommentar von dir!

PS: Hast du gerade einen nahestehenden Menschen oder ein geliebtes Haustier verloren oder möchtest dich näher mit dem Thema befassen? Komm in meine neue kostenlose Facebook-Gruppe, um dich mit Gleichgesinnten austauschen! Wir sind hier, um gemeinsam in einer schweren Zeit Beistand und Verständnis zu finden.

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